Der „Höllenritt der SKG Walldorf zur A-Liga-Meisterschaft

(os) Fußball-A-Ligist SKG Walldorf hat am Sonntag mit einem 2:1-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten SKV Büttelborn II Meisterschaft und Aufstieg gefeiert. Der Sportliche Leiter, Oliver Süss, spricht im Interview über die Gründe für den Erfolg, die nächste Saison in der Kreisoberliga und die Ziele des Vereins.

Herr Süss, mit einem Sieg gegen den Tabellenzweiten Meisterschaft und Aufstieg zu feiern, ist schon etwas Besonderes. Fiel entsprechend die Feier aus?

Ja. Ich habe einige Bilder noch am nächsten Morgen um 5.45 Uhr aus der Kabine bekommen. Es wurde auf der Vereinsanlage ausgiebig gefeiert, im Lokal und zum Schluss in der Kabine. Die offizielle Meisterschafts- und Aufstiegsfeier mit unseren Fans und Gönnern ist am 25. Mai um 19 Uhr auf der Vereinsanlage.

Wann haben Sie zum ersten Mal an den Titelgewinn geglaubt?

Ende Februar.

So spät?

Ja, da war ich mir zu 99 Prozent sicher. Ich wusste, das Team ist jetzt richtig gut drauf und zieht davon. Das Ziel war für uns intern immer die Meisterschaft, wir haben das halt nicht nach außen getragen, denn damit pushst Du die Konkurrenten nur. Ich wollte, dass wir aufsteigen, als Erster oder Zweiter, und dafür habe ich mit dem Trainerteam und allen Offiziellen richtig Gas gegeben. Wir hatten auch Glück mit einigen sehr gut eingeschlagenen Verpflichtungen.

In der Hinrunde betrug der Abstand auf den Tabellenzweiten SKV Büttelborn II einen Punkt, auf die weiteren Verfolger Hillal Rüsselsheim und Genclerbirligi Bischofsheim zwei und drei Punkte, jetzt sind es auf die zweitplatzierte SKV schon neun Punkte. Ist die SKG in der Rückrunde über sich hinausgewachsen oder war die Konkurrenz nicht mehr konstant genug?

Die anderen haben nicht nachgelassen. Wir haben zugelegt und wesentlich besser gespielt. Man muss sich bewusst werden: Vor der Saison hatte ein kompletter Umbruch stattgefunden. Alle Trainer waren weg, alle Spieler bis auf zwei auch. Im Juni gab es keine Mannschaft, ich habe mit Coach Maurizio Lazzara spät angefangen, erst Ende Mai haben wir zugesagt. Dann haben wir peu á peu bis zum 1. September elf, zwölf Spieler geholt und im Winter dann noch einmal drei. Das war schon ein Höllenritt. Und die Mannschaft musste sich erst finden – von den Typen her und von der Spielweise. Bei den vielen Veränderungen musste erst einmal ein Rädchen ins andere greifen. Unser Trainer hat drei Sprachen im Training sprechen müssen. Am Ende lief die Maschinerie, wir haben gespielt wie ein Laufwerk.

Sie haben in der Rückrunde nur vier Gegentore kassiert – weniger geht in dieser Spielklasse eigentlich nur in der Theorie. War die Defensive der Schlüssel zum Erfolg?

Man sagt ja: Vorne gewinnst du die Spiele, hinten die Meisterschaft. Und das traf hier auch exakt zu. Vier Gegentore sind schon eine Nummer, die Defensive war unser Prunkstück. Wir hatten auch den Luxus, zwei sehr starke Torhüter zu haben. Aber auch in der Fairnesstabelle sind wir unter den Top-Fünf-Mannschaften, das war für uns auch sehr wichtig.

Was waren noch Gründe für die erfolgreiche Saison?

Der Zusammenhalt ist extrem stark geworden. Da haben unsere zwei alten Hasen und Spielführer, David Schmelz und Angelo Bartolomeo, einen großen Anteil daran. David muss erst 30 Jahre Fußball spielen, um dann endlich einmal aufzusteigen. Ich hatte mal einen Konkurrenten zu meiner Gruppenligazeit, den SV Zeilsheim. Der hatte nur 14 Spieler im Kader der ersten Mannschaft, aber die sind ohne Verletzungen und Rote Karten Meister geworden, ich mit Schwanheim nur Zweiter. Durch einen kleinen Kader kann auch etwas zusammenwachsen, anders als wenn du 22 Mann im Kader hast und acht unzufrieden sind. Das war bei uns bestimmt auch ein Thema, mit unseren nur 15, 16 Spielern. Es muss halt laufen, es darf keiner verletzt, im Urlaub oder gesperrt sein. Weiterhin hatten wir Ruhe im Verein und in den Abläufen.

In der Winterpause haben Sie den verbandsligaerfahrenen Spieler Mohamed Gharbi Berima verpflichtet – war er der Königstransfer?

Na ja, Königstransfer… Er war schon im Sommer bei uns im Training, hat sich dann aber für die Sportfreunde Frankfurt entschieden. Er war zum Schluss ein Brett, aber in der Vorbereitung meinte er: „A-Klasse, da mache ich ein bisschen Jo-Jo.“ Und so hat er auch gespielt. Das war dann ein richtiges Zeichen von unserem Trainer, dass er ihn acht Spiele inklusive Vorbereitung erst einmal draußen ließ, bis er dann wach wurde und es kapiert hat. Am Ende war Berima der Mann der Spiele; laufstark, Torschütze und ein guter Vorbereiter. Aber auch der Winter-Neuzugang auf der linken Seite, Patrick Stanczak von Hellas Rüsselsheim, hat eine Super-Rückrunde gespielt.

Und wie wichtig ist Trainer Maurizio Lazzara?

Das war meine Bedingung, dass ich nur was mache, wenn man ihn als Trainer verpflichtet. Ich kenne ihn schon als A-Jugend-Spieler in Eschborn, wo ich drei Jahre Spielertrainer war. In Schwanheim habe ich ihn wieder trainiert, wir hatten immer Kontakt. Er hat dann eine A-Jugend in der Hessenliga gecoacht, hat den Trainerschein und kann mit jungen Spielern gut. Das war für mich der Grund, ihn in den Kreis Groß-Gerau zu holen. Die Liga und die Mannschaften kannte ich ja gut, er konnte sich aufs Training konzentrieren. Mauri ist ein richtig Guter, auch als Mensch.

Bleiben er und die Mannschaft zusammen?

Ja. Ich bleibe auch. Mit den Spielern haben wir jetzt erst begonnen zu sprechen. Denn wir wollten auch erst einmal sehen, dass die Mannschaft Meister wird und nicht Dritter.

Ist der Kader so schon KOL-tauglich oder benötigen Sie Verstärkungen?

Der Kader ist von der Qualität her mindestens tauglich für das obere Mittelfeld in der Kreisoberliga. In der Breite muss was getan werden, und wir versuchen, dann auch in die Qualität zu gehen. Wir sind dran an drei Verpflichtungen, und ich hoffe, dass sie bald fix sind. Vielleicht haben wir ja weiter ein glückliches Händchen bei den Verpflichtungen.

Was für eine Saison erwarten Sie in der neuen Spielklasse?

Es wird schneller und robuster zugehen. Du brauchst einen Lauf, den wir jetzt auch hatten. Vielleicht können wir den mit in die neue Liga nehmen. Es kommt auch auf den Start an, aber normalerweise ist unsere Mannschaft schon stark genug, und wir wollen um die vorderen Plätze mitspielen.

Wo sehen Sie die SKG mittel- und langfristig? Hat der Verein das Potenzial für eine noch höherer Spielklasse?

Wichtig ist, dass wir mit dem zweiten Fußballplatz, den wir jetzt haben, eine Jugend etablieren, was einen Riesenvorteil mit sich bringt. Wir sind nächste Saison bis zur C-Jugend vertreten. Wir haben vielleicht das Handicap, dass wir den großen Hessenligisten Rot-Weiß Walldorf ein paar Meter neben uns haben. Das kann aber auch ein Vorteil sein, wenn wir das Beste draus machen. Wir könnten mit dem Nachbarverein auch eine Kooperation vereinbaren, das wäre spannend. Das Ziel des Vereins und unseres Präsidenten Besim Nukovic ist, dass wir weiter so erfolgreich und attraktiv Fußball spielen und die Lücke in der Jugend schnell schließen. Wenn das passiert ist, sind wir in der Lage, aus der eigenen Jugend Jahr für Jahr Spieler in die erste Mannschaft zu integrieren. Ein Traum ist natürlich auch da: Punktspiele gegen den großen Nachbarn Rot-Weiß zu spielen.

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